Berliner Mauer (Laura Johnen, Svenja Ruprecht)
Die Berliner Mauer
Zeitleiste von Berlin des Jahres 1939 -
1990
Besatzungspolitik in Deutschland nach 1945
Mit dem deutschen Überfall auf Polen
begann am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg. Das nationalsozialistische
Deutschland griff unter der Führung von Adolf Hitler weitere benachbarte
Staaten an, um für das deutsche Volk, das in den Augen der Nazis allen anderen
Völkern überlegen war, neue Gebiete zu erobern. Der Krieg weitete sich auf die
ganze Welt aus. Die Großmächte USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich
besiegten die Nationalsozialisten und am 8. Mai 1945 unterzeichnete Deutschland
die bedingungslose Kapitulation (z.B. wenn der Befehlshaber einer Festung durch
das hissen einer weißen Fahne die Bereitschaft, keinen Widerstand mehr leisten
zu wollen, äußert). Damit verfügten die Alliierten über die gesamte Staatsgewalt. Schon vor
der Unterzeichnung der Kapitulation trafen sich die Großmächte zu Konferenzen
in Teheran und Jalta, um über den Umgang mit den deutschen Staaten nach dem
Krieg zu beraten. Sie waren sich darüber einig, dass Deutschland auf Dauer
entwaffnet werden musste und eine militärische Besetzung durch die Siegermächte
auf unbestimmte Zeit erfolgen würde. Am 5. Juni 1945 wurde der Alliierte
Kontrollrat gebildet und die jeweiligen Staaten übernahmen die
Verwaltungsaufgaben für ihre Besatzungszonen. Vom 17. Juli bis 2. August 1945
fand die Potsdamer Konferenz statt. Auf der Konferenz berieten die Alliierten
über die Reparationen, das heißt die Wiedergutmachung für Kriegsschäden, und
die territorialen Grenzen Deutschlands. Mit dem
Potsdamer Abkommen wurde die Besatzungszone festgelegt.
Deutschland war nun endgültig in
Zonen aufgeteilt und die Verwaltung erfolgte durch die alliierten Staaten. Um
die Bevölkerung zu ernähren und den Lebensstandard nach den schweren Kriegsjahren wieder
herzustellen, musste man wirtschaftliche Aktivitäten entwickeln. Die zwei
Großmächte USA und Großbritannien schlossen sich aus diesem Grund zur Bizone
zusammen, etwas später entstand mit Frankreich die Trizone.
AM 20. Juni 1948 wurde in der Trizone eine
Währungsreform durchgeführt. Der Wert des Geldes wurde neu bestimmt, um die
wirtschaftliche Situation zu stabilisieren und den Schwarzmarkt einzudämmen.
Die USA war bald darum bemüht, in den Zonen der Westmächte eine eigenständige
Entwicklung der Politik zuzulassen und eine Regierung einzusetzen. Aus der Trizone wurde mit Inkrafttreten des Grundgesetzes am 24.
Mai 1949 die Bundesrepublik Deutschland (BRD). Die Sowjetunion war mit der Politik der
anderen Siegermächte nicht einverstanden. Als Reaktion auf die eigenständige
Währungsumstellung in der Trizone führte die SMAD in der
Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) ein paar Tage später ebenfalls eine
Währungsreform durch. Die Forderungen der Sowjetunion zielten auf die
Wiedervereinigung der beiden Teilstaaten, um für sich in Europa eine stabile
Situation herzustellen. Die Westalliierten fürchteten, dass Deutschland zu
stark werden könnte und lehnten die sowjetischen Forderungen ab. Außerdem waren
in den Besatzungszonen unterschiedliche politische Systeme eingeführt worden,
die einer Wiedervereinigung im Wege standen. Aus der SBZ wurde am 7. Oktober
1949 die Deutsch Demokratische Republik (DDR). Damit war die Teilung
Deutschlands besiegelt. Die Alliierten konnten sich in ihrer Politik nicht
einigen, Die Sowjetunion war ein kommunistischer Staat, die anderen Alliierten
standen für westliche Demokratien mit einem kapitalistischen Wirtschaftssystem.
Dadurch standen sich an der innerdeutschen Grenze bald zwei Gesellschaftsysteme
gegenüber, die sich immer wieder voneinander entfernten. Der „Eiserne Vorhang“ zog
sich zu und aus den ehemaligen Verbündeten wurden Gegner. Der „Kalte Krieg“ begann
und in den nächsten Jahren erfolgte eine stetige Aufrüstung. Die
Besatzungsmächte bedrohten sich gegenseitig mit ihrer militärischen Macht.
Besonders die USA und die Sowjetunion schafften zahlreiche Waffen an, um ihre
Stärke unter Beweis zu stellen. Das so genannte Wettrüsten nahm seinen Lauf. So
kam es immer wieder auch zu Phasen der Entspannungspolitik und zu
Abrüstungsvorhaben.
Am 30. April 1945 wurde auf dem Reichsgebäude in Berlin
die sowjetische Flagge gehisst.
Auf beiden Seiten wurden Militärbündnisse geschaffen. Die
NATO war und ist
ein Bündnis kapitalistischer Staaten. Der Warschauer Pakt war ein Bündnis der kommunistischen und
sozialistischen Staaten. Die deutschen Regierungen vertraten von Anfang an die
verschiedenen politischen Auffassungen in den Besatzungszonen. Sie verabschiedeten jeweils eine eigene
Verfassung.
Gründung der
BRD
Mit Inkrafttreten des Grundgesetzes am 23. Mai 1949 wurde aus der Britischen, der
Französischen und der Amerikanischen Besatzungszone
die Bundesrepublik Deutschland (BRD), als Regierungssitz bestimmte man Bonn.
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
Artikel 1
1) Die Würde des
Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und
zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und
unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft,
des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.
3) Die
nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtssprechung als unmittelbar geltendes Recht.
Das Grundgesetzt wurde für das gesamte Deutschland
verabschiedet, obwohl es natürlich nur für die BRD gelten würde. Die
Bundesrepublik entwickelt sich als parlamentarische Demokratie mit einem
kapitalistischen Wirtschaftssystem.
Die DDR gab sich eine eigene Verfassung. Wenn man die
beiden ersten Artikel vergleicht, wird deutlich, wie unterschiedliche die Werte
der beiden Systeme definiert sind.
Die BRD vertritt die Demokratie und den Kapitalismus.
Demokratie:
In der Demokratie hat jeder Mensch das Recht, seine
Meinung frei zu äußern. Die politischen Vertreter werden vom Volk in freien und
geheimen Wahlen bestimmt. Jeder hat das Recht, ein politisches Amt auszuüben.
Kapitalismus:
Im Kapitalismus ist die Wirtschaft abhängig von denen,
die das Geld besitzen. Dieses Kapital wird von den Besitzern angelegt auf einer
Bank, die dann Kredite vergeben kann, oder es wird investiert. Investieren
heißt, das Geld z.B. für einen Betrieb auszugeben, um es natürlich auch zu
vermehren.
Gründung der
DDR
Am 7. Oktober 1949 wurde aus der Sowjetischen
Besatzungszone die Deutsche Demokratische Republik (DDR), als Hauptstadt
bestimmte man Berlin, d.h. den sowjetischen Sektor. Gleichzeitig wurde auch die
Verfassung der DDR verabschiedet. Diese Verfassung wurde 1968 überarbeitet und
das folgende Zitat stammt aus der überarbeiteten Fassung.
Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik
Artikel 1
Die Deutsche Demokratische Republik ist ein
sozialistischer Staat deutscher Nation. Sie ist die politische Organisation der
Werktätigen in Stadt und Land, die gemeinsam unter Führung der Arbeiterklasse
und ihrer marxistisch-leninistischen Partei (bezeichnet die offizielle
politische Ideologie der Sowjetunion ab Mitte der 1920er Jahre) den Sozialismus
verwirklichen.
Die Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik ist
Berlin. Die Staatsflagge der DDR besteht aus den Farben Schwarz-Rot-Gold und
trägt auf beiden Seiten in der Mitte das Staatswappen der DDR. Das Staatswappen
der DDR besteht aus Hammer und Zirkel, umgeben von einem Ährenkranz, der im
unteren Teil von einem schwarz-rot-goldenen Band umschlungen ist.
In Artikel 1 der Verfassung ist der Führungsanspruch der
Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) verankert.
Sozialismus:
Das ist, nach den Lehren von Karl Marx und Friedrich
Engels, die Vorstufe zum Kommunismus. Alle Macht geht vom Volke aus, alles wird
Volkseigentum. Aber im real existierenden Sozialismus der DDR wurden die
Interessen des Volkes vom Staat unterdrückt. Die Wahlen waren nicht frei und
geheim.
Kommunismus:
In der Gesellschaftsform des Kommunismus wird alles
zentral gelenkt und alle Menschen sind gleich. Aber im real existierenden
Kommunismus der damaligen Sowjetunion wurden Menschen vom Staat für ihre
Meinungsäußerung verfolgt und eingesperrt.
17. Juni 1953
Die SMAD begann schon 1945 mit der Umgestaltung der
Gesellschaft in der SBZ nach sowjetischem Vorbild. Die DDR-Regierung führte in
den Jahren nach der Staatsgründung die Neuordnung im Sinne des Sozialismus
fort. 1952 teilte man die ehemaligen Länder in Bezirke auf. Die Wirtschaft
wurde in eine staatlich gelenkte Planwirtschaft umgewandelt.
Die Versorgung der Bevölkerung mit Produkten des
täglichen Bedarfs funktionierte nur schlecht, schuld daran war die einseitige
Wirtschaftspolitik. Sie war auf die Stahlinstitute ausgerichtet, die Produktion
anderer Waren wurde vernachlässigt.
è Mehr
produzieren, gerechter verteilen, besser Leben! (vom 2. Parteitag der SED 1947)
Ab 1948 wurde die Aktivistenbewegung entwickelt, die zu einer Steigerung
der Arbeitsleistung führen sollte. Der Staat bestimmte, wie viel der Einzelne
leisten sollte, und die staatliche Propaganda unterstütze diese Bewegung.
Um den Aufbau der DDR voranzutreiben, beschloss die
Regierung 1953, die Arbeitsnorm auf 110 Prozent zu erhöhen. Unter den Arbeitern
kam es deshalb zu vereinzelten Unruhen und kurzen Arbeitsniederlegungen. Die
Bauarbeiter der Berliner Stalin-Allee konnten die von ihnen geforderte Norm
unten den gegebenen Arbeitsbedingungen kaum erfüllen.
-> Von der Sowjetunion lernen,
heißt siegen lernen! (Dies wirbt seit
1948 die DDR-Führung).
Am 9. Juni 1953 stellte das Politbüro einen Neuen Kurs
für die Wirtschaft vor, der die Versorgungssituation der Bevölkerung verbessern
sollte. Die Normerhöhung aber blieb bestehen. Die Bauarbeiter der Stalin-Allee
in Berlin beschlossen daraufhin am 16. Juni 1953, gegen die diktatorische Wirtschaftspolitik zu
protestieren, und verlangten vor dem Haus der Ministerien in der Leipziger
Straße nach Verhandlung mit der Regierung. Daraufhin wurde den Arbeitern die
Rücknahme der Normerhöhung verkündet. Die Situation war so angespannt, dass die
Menschen vom 17. Bis 21. Juni 1953 in der gesamten Republik demonstrierten und
streikten – erst nur gegen die Arbeitsnormen, dann auch gegen das politische
System insgesamt. Am 17. Juni 1953 rollten in Berlin und in anderen Städten
sowjetische Panzer, um den Aufstand niederzuschlagen. Der Ausnahmezustand wurde
ausgerufen. Demonstrationen, Versammlungen und Kundgebungen wurden verboten.
Eine Ausgangssperre wurde verhängt. Um weitere Aufstände zu verhindern, wurden
tausende Personen festgenommen und viele von ihnen hart bestraft. Die Menschen
waren entsetzt, dass die mit
sowjetischen Panzern gegen die eigene Bevölkerung vorging. Somit war
der Aufstand gescheitert.
Diktatur:
In einer Diktatur verfügt ein Einzelner oder eine Gruppe
über die gesamte Macht im Staat, die notfalls mit Gewalt erhalten wird.
Diktatorische Staaten geben sich oft durch angeblich freie Wahlen einen
demokratischen Anschein.
In der Leipziger
Straße am 17. Juni 1953 in Berlin
Schon vor der Staatsgründung flüchteten Jahr für Jahr
viele Menschen aus der sowjetischen Zone, da sie mit den politischen und wirtschaftlichen
Entwicklungen nicht einverstanden waren. Die Zwangseinführung der
Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPGs) und die Einschränkung
der privaten Wirtschaft verstärkten diese Fluchtbewegung. Nach dem 17. Juni
1953 stieg die Zahl der Flüchtlinge Richtung Westen sprunghaft auf 331.390 an.
Unter den Flüchtlingen waren viele junge Menschen, viele
Wissenschaftler und Fachkräfte, die der DDR beim Aufbau des Landes fehlten. Von
1949 bis zum 13. August 1961 entschlossen sich insgesamt 2.686.942 Menschen für
ein Leben in der Bundesrepublik. Diese Entwicklung betrachtete die DDR-Führung
mit großer Sorge, da die Wirtschaftskraft erheblich darunter litt. Es wurde
eine folgenschwere Entscheidung getroffen.
13. August 1961
In der Nacht vom 12. Zum 13. August 1961 riegelten
Grenzpolizisten und Soldaten der DDR, unter Zustimmung der Sowjetunion, die
Grenzen zu Westberlin mit Stacheldraht ab. Die Grenze stand nun unter ständiger
Bewachung. Wenn eine flüchtende Person nicht anders am Grenzübertritt gehindert
werden konnte, auch nicht mit einem Warnschuss, durften die Grenzsoldaten auf
die betreffende Person schießen.
In Berlin baute man eine zunächst zwei Meter hohe Mauer.
Außerdem wurden die Fenster und Türen der an der Grenze liegenden Häuser zugemauert.
Westberliner durften die Grenze zu Ostberlin ebenfalls nicht mehr überqueren.
Reisende aus der Bundesrepublik hingegen durften weiterhin einreisen.
Die innerdeutsche Grenze war bereits seit 1946 bewacht,
um den illegalen Personen- und Warenverkehr zu verhindern. Die Alliierten
führten einen Interzonenpass ein, den man benötigt, um in eine andere
Besatzungszone zu gelangen. Diese Pässe mussten beantragt werden und wurden nur
für dringende familiäre oder geschäftliche Angelegenheiten ausgestellt.
In Berlin herrschte eine besondere Situation. Es gab
einen täglichen kleinen Grenzverkehr. Menschen aus de
Osten arbeiteten im Westsektor und umgekehrt. Diesen freien Grenzübertritt
nutzen viele Bürger zur Flucht in den Westen. Deshalb beschloss die DDR-Führung,
den „Antifaschistischen
Schutzwall“ zu errichten.
Durch die vollständige Abriegelung der Grenze wurden
Familien und Freunde getrennt. In Berlin standen die Menschen sprachlos vor den
Grenzpolizisten und schauten dem Unfassbaren zu. Viele versuchten trotzdem zu
flüchten und sprangen aus ihrer Verzweiflung aus noch nicht zugemauerten
Fenstern. Andere gruben später Tunnel, um ihre Familie nach Westberlin zu
holen. Spekulationen über eine Grenzschließung
hatte es schon länger gegeben. Für die meisten Menschen kam sie dennoch
ganz unerwartet. Am 15. Juli 1961 hatte Walter Ulbricht, der damalige Staatsratsvorsitzende der
DDR, auf die entsprechende Frage einer Journalisten noch geantwortet:
->Ich verstehe ihre Frage so, dass es
Menschen in Westdeutschland gibt, die wünschen, dass wir die Bauarbeiten der
Hauptstadt der DDR mobilisieren, um eine Mauer aufzurichten ja? Mir ist nicht
bekannt, dass eine solche Absicht besteht, da sich die Bauarbeiter unserer
Hauptstadt hauptsächlich mit Wohnungsbau beschäftigten, und ihre Arbeitskraft
wird dafür voll ausgenutzt
und eingesetzt. Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.
Walter Ulbricht am
15. Juli 1961 auf der Konferenz in Ostberlin
Ab dem 13. August
1961 spielten sich in Berlin dramatische Fluchtszenen ab.
Da die vollständige Abriegelung der Grenze nicht so
schnell erreicht werden konnte, flüchteten 14. August 1961 bis zum Ende des
Jahres noch 51.624 Menschen. In den folgenden Jahren gingen die
Flüchtlingszahlen stark zurück, da die Grenze immer besser gesichert wurde. Die
Regierung begründete ihre Maßnahmen mit dem Schutz vor dem westlichen „Feind“,
der die DDR angeblich ruinieren wolle. Viele Menschen konnten diese Begründung
nicht glauben, aber nachdem im Jahr 1953 sowjetische Panzer gegen die eigene
Bevölkerung eingesetzt wurden, hatten sie kaum den Mut zu einem öffentlichen
Protest. Der Mauerbau wurde nicht von allen Bürgern kritisiert. Die
Grenzgänger, die in Westberlin arbeiteten und in Ostberlin wohnten, hatten
durch den Umtauschkurs wesentlich mehr Geld zur Verfügung als ein Arbeitnehmer
aus Ostberlin. Daher sahen einige den Bau der Mauer als gerechtfertigt an.
Die Vereinigung der beiden deutschen Teilstaaten, auf die
manche noch hofften, war nun in unerreichbare Ferne gerückt, auch durch das
Scheitern der Politik der Besatzungsmächte.
SED – Sozialistische Einheitspartei
Deutschlands
Um den Sozialismus in der DDR
gemeinsam aufzubauen, wurde schon in der SZB beschlossen, die Kommunistische
Partei Deutschlands (KPD) und die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
zu vereinigen. Auf dem Einigungsparteitag vom 21. Bis 23. April 1946
schüttelten sich Wilhelm Pieck (Vorsitzender der KPD) und Otto Grotewohl
(Vorsitzender der SPD) die Hände, diese wurden zum Symbol der Sozialistischen
Einheitspartei Deutschlands (SED). Die Vereinigung erfolgte unter Zwang der
SMAD, allerdings unter Zusicherung einer Demokratie. Bald aber wurden die
demokratischen Tendenzen in der Partei bekämpft und in einer sogenannten
„Säuberungsaktion“ wurden etwa 150000 Parteimitgliederausgeschlossen.
Am 11. Oktober 1949 wählte man
Wilhelm Pieck zum ersten Präsidenten. Nach seinem Tod wurde das Amt des
Präsidenten abgeschafft und der Staatsratsvorsitzende zum Oberhaupt des Staates
gewählt.
1960 übernahm Walter Ulbricht dieses
Amt. Walter Ulbricht und Erich Honecker prägten durch ihre langen Amtszeiten
als Generalsekretäre der SED und als Staatsratsvorsitzende im Wesentlichen das
politische Leben der DDR.
„Die Partei hat immer
Recht“ (Text und
Melodie: Louis Fürnberg, Juli 1950)
Sie hat uns alles gegeben.
Sonne und Wind und sie geizte nie.
Wo sie war, war das Leben.
Was wir sind, sind wir durch sie.
Sie hat uns niemals verlassen.
Fror auch die Welt, uns war warm.
Uns schützt die Mutter der Massen.
Uns trägt ihr richtiger Arm.
Refrain:
Die
Partei, die Partei, die hat immer Recht.
Und, Genossen, es
bleibe dabei;
Denn wer kämpft für
das Recht,
Der hat immer
Recht.
Gegen Lüge und
Ausbeuterei.
Wer das Leben
beleidigt,
Ist dumm oder
schlecht.
Wer die Menschheit
verteidigt,
Hat immer Recht.
So aus Leninschem Geist,
Wächst, von Stalin
geschweißt,
Die Partei – die
Partei – die Partei.
Sie hat uns niemals geschmeichelt.
Sank uns im Kampfe auch mal der Mut.
Hat sie uns leis nur
gestreichelt,
Zagt nicht und gleich war uns gut.
Zählt denn noch Schmerz und Beschwerde,
Wenn uns das Gute gelingt.
Wenn man den Ärmsten der Erde
Freiheit und Frieden erzwingt.
Refrain
Sie hat uns alles gegeben.
Ziegel zum Bau und den großen Plan.
Sie sprach: Meistert das Leben,
Vorwärts, Genossen, packt an.
Hetzen Hyänen zum Kriege,
Bricht euer Bau ihre Macht.
Zimmert das Haus und die Wiege.
Bauleute seid auf der Wacht.
Refrain
Grenzsicherung
Um den Grenzdurchbruch von
fluchtwilligen DDR-Bürgern zu verhindern, wurden zahlreiche Maßnahmen zur
Grenzsicherung unternommen. Offiziell sprach man vom „antifaschistischen
Schutzwall“ gegen den westlichen „Feind“. Doch eigentlich sollten DDR-Bürger an
der Flucht in den Westen gehindert werden. Öffentlich jedoch durfte man diesen
Gedanken nicht äußern.
Es gab verschiedene
Mauergenerationen. Die Mauer betrug zwischen 2,40 m und 4,20 m.
Innerdeutsche
Grenze:
Grenzlänge: 1378,1 km
Metallgitterzaun (MGZ): 1265 km
Grenzsperr- und Signalzaun (GSSZ): 1185,7 km
Hundelauflagen: 71,5 km
Betonsperrmauer: 29,1 km
Kfz-Sperrgräber: 829,2 km
Kolonnenweg: 1339,1 km
Lichtsperren (Bogenlampen): 232,4 km
Erdbunker/Unterstände am MGZ: 425
Erdbunker/Unterstände am GSSZ: 28
Beobachtungtürme m MGZ aus Beton: 529
Beobachtungstürme am GSSZ: 49
Beobachtungstürme aus Holz oder Stahl: 155
Selbstschussanlagen (bis November 1984): ca. 60000 auf
339,1 km
Minenfelder (1985): 54,4 km
(Stand: 30.06.1989)
Grenze zwischen
West- und Ostberlin sowie dem Berliner Umland
Grenzlänge zw. West- und Ostberlin: 43,1 km
Grenzlänge zw. Westberlin und dem Umland: 111,9 km
Betonplattenwand mit Rohrauflage (Mauer): 106 km
Metallgitterzaun (MGZ): 66,5 km
Grundstücksmauern: 0,5 km
Beobachtungstürme: 302
Bunker: 20
Hundelaufanlagen: 259
Kfz-Sperrgräben: 105,5 km
Kontakt- bzw. Signalzaun: 127,5 km
Kolonnenweg: 124,3 km
(Stand: 31.07.1989)
Zu Beginn bewachten sowjetische Grenzsoldaten die
innerdeutsche Demarkationslinie
und regelten den Grenzverkehr. Später erfolgte die Sicherung durch die
DDR-Grenzpolizei nach sowjetischem Vorbild. Laut einer Polizeiverordnung
erfolgte die Errichtung einer etwa fünf Kilometer breiten Sperrzone (Sperrgebiet) und
es wurde ein zehn Meter breiter Kontrollstreifen eingeführt.
Im Zuge dieser Maßnahmen der Grenzsicherung wurden
zausend Bewohner aus dem Grenzgebiet umgesiedelt. Zwischen Mai und Juni 1952
mussten etwa 11000 Menschen ihre angestammte Heimat verlassen. Sie wurden in
die Innenbezirke der Republik umgesiedelt. Der Umzugswagen wurde direkt
bestellt, und die Menschen hatten oft nur einen Tag Zeit, um ihre Sachen zu
packen. Soldaten und Helfer luden ihr Hab und Gut auf einen LKW. Wer sich
weigerte, Haus und Hof zu verlassen, wurde dazu gezwungen und unter Umständen
verhaftet. Offiziell bezeichnete man diese Zwangsumsiedlung als „Aktion
Grenze“, die Verantwortlichen nannten sie „Aktion Ungeziefer“.
Im Jahre 1961 wurden in der „Aktion Festigung“ erneut
3000 Menschen zwangsweise umgesiedelt. Sie mussten ohne Entschädigung Haus und
Hof im Sperrgebiet verlassen und in Neubauwohnung innerhalb der DDR umziehen,
wenn der Staat sie als „unzuverlässige Elemente“ einstufte.
Die Sicherung der Grenze übernahmen die Grenztruppen der
DDR. Sie waren nicht der Nationalen Volksarmee (NVA) unterstellt, sondern dem Ministerium für
Nationale Verteidigung (MfNV).
Beobachtungsturm an
der Berliner Mauer
Im Jahre 1958 wurde eine Regelung über den Gebrauch von
Schusswaffen an der Grenze zur BRD und zu Westberlin beschlossen. Wenn sich
eine Person widerrechtlich der Grenze näherte, musste sie durch Anrufen bzw.
durch einen Warnschuss gestoppt werden. Wenn diesen Rufen oder der Warnschuss
erfolglos bleiben, der vermeintliche Grenzverletzter dem 10m-Kontrollstreifen
unmittelbar erreichte und keine andere Möglichkeit der Festnahme bestand,
konnte von der Schusswaffe Gebrauch gemacht werden. Wenn das Leben des
Grenzsoldaten in Gefahr war, konnte er zu seiner Verteidigung ebenfalls von
seiner Waffe Gebrauch machen. Diese Schusswaffengebrauchsbestimmung wird als
Schießbefehl bezeichnet. Man weiß bis heute nicht genau. Wie viele Todesopfer
dieser Befehl forderte.
Am 3. April 1989 wurde der Schießbefehl abgeschafft. Die
Anweisung lautete folgenermaßen:
„Seit dem 3.4.1989
wurden nach mündlicher Beauflagung durch den
amtierenden Minister für Nationale Verteidigung … alle unterstellten Verbände …
mündlich angewiesen, die Schusswaffe im
Grenzdienst (Staatsgrenze zur BRD und zu Berlin/West) zur Verhinderung
von Grenzdurchbrüchen nicht mehr anzuwenden.“
Die DDR-Bürger sollten um jeden Preis an einer Flucht in
den Westen gehindert werden. In Berlin baute man dafür die Mauer immer weiter
aus. An der innerdeutschen Grenze gab es eine Mauer nur in grenznahen Orten;
sonst wurde ein Metallgitterzaun mit einem elektronischen Warnsystem
installiert. Jeweils zwei Grenzsoldaten liefen in unregelmäßigen Abständen an
der Grenze entlang, um nach Fluchtwilligen Ausschau zu halten. Die Zeitabstände
waren unregelmäßig, damit niemand einen Rhythmus in den Kontrollgängen beobachten
konnte.
In den Einheiten der Grenztruppen platzierte die
Staatssicherheit natürlich Inoffizielle Mitarbeiter, zur Überwachung der
eigenen Grenzsoldaten. Denn es kam immer wieder vor, dass Soldaten in den
Westen flüchteten. Das wollte man unbedingt verhindern. Die Staatssicherheit
beeinflusste die gesamte Arbeit der Grenztruppen.
Die Staatssicherheit kontrollierte nicht nur die digenen
Soldaten, sondern auch die Menschen im Grenzgebiet. Die Einwohner im
Grenzgebiete mussten ihre Leitern festketten, weil Fluchtwillige diese hätten
entwenden können. In den Kneipen in Grenznähe wurden Wirte von Mitarbeitern der
Staatssicherheit nach dem Weg in Richtung Grenze befragt. Wenn sie nicht gleich
die Polizei benachrichtigten, mussten sie mit Konsequenzen rechnen, im
schlimmeren Fall mit der Schließung der Kneipe.
Zur Beobachtung der Grenze warb der Staat Freiwillige
Grenzhelfer an, die etwa acht bis zwölf Stunden in der Woche Streife liefen.
Ihnen war es ebenfalls erlaubt, Grenzverletzte festzunehmen.
Trotz dieser Maßnahmen versuchten jedes Jahr zahlreiche
Menschen aus der DDR zu flüchten, zum Teil hatten sie abenteuerliche Einfälle:
Eine Familie beobachtete die Grenze und die
Windverhältnisse und baute einen Heißluftballon. An der Grenze zur Ostsee
paddelten Menschen mit der Luftmatratze oder in einem Schlauchboot los, um ein
anderes als das der DDR-Ufer zu erreichen. Ein Mann baute sich ein kleines
U-Boot, um über Dänemark in die Freiheit zu gelangen. Auch an der
innerdeutschen Grenze mussten die Felder bestellt werden, und ab und zu
beschlossen die Piloten von Düngerflugzeugen, in Westdeutschland zu landen. Ein
Lokführer in Berlin fuhr mit seinem Zug 1961 auf den noch nicht abgebauten
Schienen in den Westteil der Stadt; nach diesem Vorfall wurden die Schienen demontiert.
Ein Mann wollte sich als Stückgut in einer Kiste nach Schweden verschiffen
lassen. Ein anderer versuchte in einer ausgestopften Kuh zu flüchten.
In Berlin wurden in der Anfangszeitjahren nach dem
Mauerbau mehrere Tunnel von West nach Ost gebaut; sie verhalfen ganzen
Familien zur Flucht. Viele versuchten in
umgebauten Autos in den Westen zu gelangen, doch viele wurden dabei entdeckt,
da die Staatssicherheit an den Grenzübergängen scharfe Kontrollen durchführte.
Öffnung der österreichisch-ungarischen Grenze
Am 2. Mai 1989 beschloss die ungarische Regierung, den
Grenzzaun zu Österreich abzubauen. Die Grenze war dann nicht mehr so streng
gesichert, und DDR-Bürger nutzen diese
Möglichkeit, um über Österreich in die Bundesrepublik zu flüchten. Tausende vor
allem junge Menschen machten sich über die Tschechoslowakei auf den Weg nach
Ungarn, um dauerhaft auszureisen. Sie waren bereit, ihre Familie und ihr Freund
zu verlassen, in der Hoffnung auf Freiheit.
Ab dem 15. Juli 1989 flüchteten die ersten DDR-Bürger in die Botschaften der
Bundesrepublik Deutschland in Budapest, Warschau und Prag in die ständige Vertretung
in Ost-Berlin.
Die Botschaften und die Ständige Vertretung mussten nach
kurzer Zeit wegen Überfüllung geschlossen werden. Die Zustände waren
katastrophal, man musste Zelte in den Botschaftsgärten aufschlagen. Am
11.September. 1989 öffnete Ungarn die Schlagbäume an der Grenze zu Österreich
und innerhalb von drei Tagen flüchteten 15000 Menschen in die Bundesrepublik.
Die Situation verschärfte sich, da immer mehr Menschen in die bundesdeutschen
Botschaften strömten, um ihre Ausreise zu erzwingen. Am 30. September 1989
verkündete der damalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher nach Verhandlungen
mit der Staatsführung der DDR vom Balkon der Prager Botschaft, dass die
Flüchtlinge ausreisen dürften.
Die DDR-Regierung stellte für die Ausreise, die über
DDR-Gebiet erfolgte, Sonderzüge zur Verfügung. Am Hauptbahnhof in Dresden
versuchten tausende Menschen in die völlig überfüllten Züge zu gelangen, dabei
kam es teilweise zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit den
Sicherheitskräften der DDR.
Die DDR-Regierung sah dem Flüchtlingsgeschehen nicht
tatenlos zu. Sie schloss die Grenze zur Tschechoslowakei und ermöglichte die
Ausreise nur noch per Visum. Die Grenze wurde abgeriegelt und die DDR-Bürger
waren wieder in ihrem eigenen Land eingesperrt. Doch am 1. November 1989 musste
die Reissperre in die Tschechoslowakei aufgehoben werden, da die Bürger in den
südlichen Bezirken mit Streik drohten. Innerhalb weniger Tage reisten 50000
Bürger über die Tschechoslowakei in die Bundesrepublik aus. 1989 verließen
insgesamt 343854 Menschen die DDR.
Die Regierung der Tschechoslowakei forderte die DDR auf,
eine Lösung für das Problem der Massenflucht über ihren Staat zu finden. Um die
Situation zu entschärfen, wurde an einer Reiseregelung gearbeitet.
Am 6.November 1989 stellt die Regierung einen
Reiseheset-Entwurf vor, der jedoch nichts Genaues regelte. Die Bevölkerung war
damit nicht einverstanden und es kam zu Protesten. Die Ausreisewelle riss nicht
ab.
In diesen Tagen überlegten sich andere Bürger, dass die
Flucht keine dauerhafte Lösung sein
konnte – es konnten schließlich nicht alle ausreisen, weil sie unzufrieden
waren. So kam es, meist unter der Führung der Bürgerrechtler, zu ersten
Massenprotesten.
„Wir wollen raus!“
Flüchtlinge in der
Prager Botschaft
Proteste in der Republik
In der gesamten Geschichte der DDR protestierten Menschen
schon gegen die Politik des Staates. Am 17. Juni 1953 gingen die Arbeiter auf
die Straße und wurden von sowjetischen Panzern gestoppt. In den folgenden
Jahren wurde ein umfassender Staatssicherheitsapparat errichtet, der Proteste
im Keim ersticken sollte.
Jede Gruppe, von der man annahm, sie könnte sich gegen
den Saat stellen, stand unter Beobachtung. Bürgerrechtler wurden verhaftet oder
in die Bundesrepublik ausgewiesen, damit sie ihre Protestarbeit in der DDR
nicht fortsetzen konnten.
In der Bevölkerung regte sich teilweise Widerstand gegen
die Praxis der DDR-Regierung, die anders denkende Menschen nicht zu Wort kommen
ließ und einsperrte. Das äußerte sich vor allem in zahlreichen Ausreisanträgen.
Allein im Jahr 1976 stellten über 100000 Bürger einen Antrag auf ständige
Ausreise.
Sie wollten die Republik nicht verlassen, weil sie sich
nach Westdeutschland sehnten, sondern sie sahen für sich in der DDR keine
Perspektive. Wer nicht der „Linie“ des Staates folgte, musste mit
Benachteiligung oder Repressalien rechnen.
1976 durfte der Liedermacher Wolf Biermann nach einem Konzert in Köln nicht
mehr zurück in seine Heimat, die DDR; man warf ihm 2staatsfeindliche Hetze“
vor. Er wurde einfach „vor die Tür“ gesetzt, weil er sich kritisch zu den
politischen Verhältnissen in der DDR äußerte.
7. Oktober 1989 – 40. Jahrestag der DDR
Die Menschen hofften auf eine demokratische Revolution,
angestoßen von der Reformpolitik Michail Gorbatschow, dem damaligen Staatschef der
Sowjetunion. Seine Politik war auf die Demokratisierung des Systems
ausgerichtet, Glasnost
und Perestroika waren seine Schlagworte. Die DDR-Regierung distanzierte
sich von der Politik Gorbatschow, man verbot sowjetische Filme und Bücher. Man
wollte den Führungsanspruch in der Republik nicht aufgeben.
Daraufhin distanzierte sich die Bevölkerung zunehmend von
der DDR-Führung und verlangte nach mehr Demokratie und Reformen im Staat.
Während des ganzen Sommers 1989 mehrten sich die Proteste, auch im Zusammenhang
mit der Ausreisewelle. Am 7. Oktober 1989, dem 40. Geburtstag der DDR,
demonstrierten Menschen in zahlreichen Städten. Die Demonstrationen wurden von
der Polizei meist gewaltsam, zum Beispiel mit dem Einsatz von Wasserwerfern,
aufgelöst.
Doch die oberste Parteigenossen feierten den
Staatsgeburtstag, als ob nichts wäre. Sie standen auf der gezimmerten Tribüne
und winkten den vorbeimarschierenden Soldaten und Militärparaden zu. Dies alles
wurde vom Fernsehen der DDR live übertragen. Am Abend zuvor war die FDJ (Freie
Deutsche Jugend) auf dem traditionellen Fackelzug durch die Berliner Straßen
marschiert.
Von den Genossen war kein Wort zu den Vorgängen überall
in der Republik zu hören. Doch die Menschen im Land wollten nicht, dass noch
länger geschwiegen wurde.
->Der antifaschistische Schutzwall… wird
in 50 und auch in 100 Jahren noch bestehen bleiben.
Erich Honecker am 19. Januar 1989
anlässlich der Eröffnung des geplanten Thomas-Müntzer-Jahres.
-> Michail Gorbatschow gab den
Staatsmännern aus der DDR das Sprichwort
„Wer zu spät kommt, den bestraft
das Leben“. Seine Mahnung jedoch blieb ungehört und deshalb war die
Protestbewegung von da an nicht mehr aufzuhalten.
4. November 1989 – Demonstration in Berlin
In zahlreichen Städten gingen die Menschen nun regelmäßig
auf die Straße. In Berlin beantragten Schauspieler, Musiker und Künstler am 16.
Oktober 1989 eine Genehmigung für eine Demonstration beim Volkspolizeikreisamt
Mitte. Sie wollten sich unter dem Motte versammeln,
dass die Artikel 27 und 28 der Verfassung der DDR eingehalten werden müssten.
Dieses Zusammentreffen am 4.November 1989 in Berlin ging mit etwa einer halben
Millionen Teilnehmern als erste offizielle genehmigte Demonstration in die
Geschichte der DDR ein. Zum Abschluss fand eine große Kundgebung auf dem Alexanderplatz statt, die vollständig vom
Fernseher der DDR übertragen wurde. Verschiedene Redner kamen zu Wort, so der
Schriftsteller Stefan Heym, die Schriftstellerin Christa Wolf, der Rechtsanwalt
Gregor Gysi und Günter Schabowski als Mitglied des ZK der SED.
Erich Honecker war zum Zeitpunkt der Kundgebung bereits
vom Politikbüro zum Rücktritt gezwungen worden. Am 17. Oktober 1989 übernahm
Egon Krenz das höchste Amt im Staat.
Artikel 27:
1 Jeder Bürger der
Deutschen Demokratischen Republik hat das Recht, den Grundsätzen dieser
Verfassung gemäß seine Meinung frei und öffentlich zu
äußern. Dieses Recht wird durch kein Dienst- oder Arbeitsverhältnis beschränkt.
Niemand darf benachteiligt werden, wenn er von diesem Recht Gebrauch macht.
2 Die Freiheit der
Presse, des Rundfunks und des Fernsehens ist gewährleistet.
Artikel 28:
1 Alle Bürger haben
das Recht, sich im Rahmen der Grundsätze und Ziele der Verfassung friedlich zu
versammeln.
2 Die Nutzung der
materiellen Voraussetzungen zur unbehinderten Ausübung dieses Rechts, der
Versammlungsgebäude, Straßen und Kundgebungsplätze,
Druckereien und Nachrichtenmittel wird gewährleistet.
Nach langer Zeit fällt die Mauer
In Berlin strömten bald tausende Menschen zu den
Grenzübergangsstellen und forderten, auf die andere Seite zu können. Auch auf
der Westberliner Seite machten sich die Menschen auf den Weg, um zu schauen,
was nun passieren würde. Jeder wollte „nur mal gucken“ gehen.
Bis jetzt waren die Grenzen noch nicht offen, da man ja
ein Visum beantragen musste. Die Grenzer hatten keinerlei Anweisung, die
Menschen in Richtung Westen durchzulassen. Der Druck der Bevölkerung war enorm,
die Straßen in der sonst staufreien Republik waren verstopft und es musste eine
Entscheidung getroffen werden. Die obersten Genossen der DDR schienen ratlos,
sie hatten erst gegen 21.00 Uhr von dem
Ansturm auf die Grenze erfahren, da das Zentralkomitee bis 20.47 tagte und
nicht gestört werden durfte. Sicherheitskräfte wurden vorsichtshalber alarmiert
und zu den Grenzübergangsstellen gefahren. Der neue Staatsratsvorsitzende Egon
Krenz versuchte angeblich, Michail Gorbatschow in Moskau zu erreichen, doch
aufgrund der Zeitverschiebung war dort schon tiefste Nacht und man wollte
Gorbatschow nicht auf dem Bett holen.
Die Menschen hatten wegen der Ereignisse der letzen
Wochen auf den Straßen keine Angst mehr vor russischen Panzern, außerdem hatte
sich die DDR-Regierung in den letzen Jahren weit von Moskau entfernt. An den
Grenzen herrschte totale Verwirrung und bald auch Unmut. Die Grenzsoldaten
wussten nicht, wie sie reagieren sollten, da sie keine Anweisungen „von oben“
erhielten.
Am Grenzübergang
Checkpoint Charlie in Berlin am Abend des 9. November 1989
An der Grenzübergangsstelle Bornholmer Straße in Berlin
entschied man gegen 21:30 Uhr, die ersten Bürger nach drüben zu lassen.
Es wurde über die ersten berichtet, die über die Grenze
gehen durften. Später wurden in der gesamten Republik die Übergangsstellen
geöffnet. Die Menschen fielen sich in die Arme und waren einfach nur glücklich…
So endet die Geschichte der Berliner Mauer, die Menschen
hatten ihre Familien wieder zurück und konnten nahezu das Leben weiter führen,
das sie vorher hatten.
Sowjetunion: 1917 fand in Russland die
kommunistische Oktoberrevolution statt. 1922 wurde die Sowjetunion gegründet
und im Laufe der Jahre gehörten ihr 15 Unionsrepubliken an. Nach den
Umwälzungen 1989 ging aus der Sowjetunion 1991 die Gemeinschaft Unabhängiger
Staaten (GUS) hervor.
SMAD: Abkürzung für
Sowjetische Militäradministration in Deutschland. Die SMAD übernahm die Verwaltung
der sowjetischen Zone (SBZ). Am 10. Oktober 1949 wird die SMAD durch die
Sowjetische Kontrollkommission (SKK) ersetzt, da die Verwaltung an die
DDR-Regierung übergehen wurde.
Eiserner Vorhang: 1946 prägte Winston
Churchill, damals britischer Staatschef, diesen Begriff. Er meinte damit die
Grenze zwischen der Sowjetunion und den westlichen Staaten.
Kalter Krieg: Kalten Krieg nennt
man eine Auseinandersetzung, die nicht direkt mit Waffen ausgeübt wird, sondern
mittels Propaganda, Diplomatie und wirtschaftlicher Behinderung.
NATO: Abkürzung
für North Atlantic Treaty Organization (Nordatlantikpakt). Zehn
westeuropäische Staaten, die USA und Kanada unterzeichneten am 4. April 1949
den NATO-Vertrag und bildeten dieses militärische Schutzbündnis.
Warschauer
Pakt: Am 14. Mai 1955 schlossen sich die
Länder Albanien, Bulgarien, Polen, Rumänien, die Tschechoslowakei*, Ungarn, die
Sowjetunion und die DDR zu diesem Bündnis zusammen, um ihre Streitkräfte
zusammenzufassen.
*Am 1. Januar 1993 entstanden die Tschechische Republik
(Tschechien) und die Slowakische Republik (Slowakei) als eigenständige Staaten.
Aktivistenbewegung: Die
Aktivistenbewegung wurde mit dem Kohlehauer Adolf Hennecke
begründet, der am 13. Oktober 1948 die Arbeitsnorm mit 387 % übererfüllte, nach
entsprechender Vorbereitung durch die Staatsführung. Betriebe verliehen fortan
den Titel „Aktivist der sozialistischen Arbeit“ an Werktätige.
Propaganda: Mittels
Flugblättern, Plakaten, Rundfunk und Fernsehen versucht eine
Interessengemeinschaft, Menschen in ihrem Sinne zu beeinflussen. Die
DDR-Regierung versuchte die Bevölkerung von politischen Maßnahmen durch
gezielte Propaganda im Sinne des Staates zu überzeugen.
Antifaschistischer Schutzwall: Das ist die offizielle Bezeichnung
der Mauer. Der Begriff wurde von der DDR-Regierung verwendet. Man begründete
den Mauerbau mit dem Schutz vor dem Westen, der die DDR mit Hilfe von Spionage
und Abwerbungen von Fachkräften ruinieren wolle. Die DDR-Regierung verbreitete
deshalb gezielte Propaganda gegen den Westen. Der Begriff Mauer wurde nur
umgangssprachlich verwendet und war offiziell nicht erwünscht. Im Westen wurden
für die Mauer die Begriffe Schandmauer und Schandsperre verwendet.
Er wurde am 2. März 1931 in Priwolnoje
geboren. Von 1985 bis 1991 war er der Staatschef der Sowjetunion und
Vorsitzender der Kommunistischen Partei. Michail Gorbatschow wollte die
Sowjetunion reformieren. Dafür prägte er die Begriffe Glasnost und Perestroika.
Glasnost und Perestroika: Glasnost =
Öffentlichkeit, d.h. Transparenz politischer Entscheidungen.
Perestroika = Umgestaltung, d.h. Veränderungen in Wirtschaft
und Gesellschaft.
Die SED-Führung lehnte diese Maßnahmen für die DDR ab, da
sie Angst hatte, ihren Einfluss zu verlieren.
Alliierten: Das Wort alliieren
stammt aus dem Französischen und bedeutet sich verbünden. Während des 2.
Weltkrieges schlossen sich die USA, Großbritannien, Frankreich und die
Sowjetunion zusammen, um die nationalsozialistische Herrschaft in Deutschland
zu zerschlagen. Als Alliierte besetzen sie Deutschland und berieten, was mit
dem deutschen Staat geschehen sollte. Die USA, Großbritannien und Frankreich
waren die Westalliierten und vertraten gemeinsam ihre Interessen. Die
Sowjetunion hatte andere Ansichten in Bezug auf Deutschland.
m 30. Juni 1883 wurde Walter
Ulbricht in Leipzig geboren. Er wurde zunächst Mitglied der PD und engagierte
sich später in der KPD. 1933 verfolgten ihn die Nationalsozialiten, und er
beschloss, ins Eil nach Moskau zu gehen. Nach dem Krieg kam er zurück nach
Deutschland in die SBZ und wurde 1950 zum Generalsekretär des Zentralkomitees
der SED ernannt. 1960 wurde Walter Ulbricht Vorsitzender des Staatsrates und
damit Staatsoberhaupt. Am 1.August 1973 starb Walter Ulbricht am Döllnsee in Berlin.
Erich Honecker:
Am 25. August. 1912 wurde Erich
Honecker in Neunkirchen/Saar geboren. 1929 trat er in die KPD ein. 1937
verurteilten ihn die Nationalsozialisten zu 10 Jahren Haft, nach 8 Jahren
gelang ihm die Flucht. Nach dem zweiten Weltkrieg leitete er die FDJ und wurde
Mitglied des Zentralkomitees der SED. Von 1976 bis 1989 war er
Staatsratsvorsitzender. Am 13. Oktober. 1989 wurde er zum Rücktritt gezwungen.
Im Januar 1990 km er in Untersuchungshaft, wurde aber aus gesundheitlichen
entlassen. 1993 stellte man das Verfahren gegen ihn ein. Am 29. Mai. 1994 starb
er in Santiago de Chile.
„Die Partei hat immer Recht“: 1950 komponierte
der Deutsch-Tschechische Dichter Louis Fürnberg
dieses Lied anlässlich eines Tschechischen Parteitages. Auf dem dritten
Parteitag der SED trug Ernst Busch das Lied 1950 das Lied erstmals in der DDR
vor.
Die Partei: Wenn man in der DDR von der Partei sprach, war immer die
SED gemeint, obwohl noch andere Parteien existierten. Wenn jemand in der Partei
war, war er oder sie Mitglied der SED.
Demarkationslinie: Der Begriff „Demarkation“ stammt aus dem Französischem
und bedeutet Abgrenzung. Eine Demarkationslinie ist eine vorläufige von zwei
oder mehreren Staaten festgelte Grenzlinie, die jedoch nicht als feststehende
Staatsgrenze angesehen wird.
Sperrgebiet: Das Sperrgebiet an
der innerdeutschen Grenze hatte eine Breite von bis zu 5 km. Es durfte nur mit
einer Sondergenehmigung betreten werde. Wer Verwandte im Sperrgebiet besuchen
wollte, benötigte eine Besuchererlaubnis.
Grenztruppen: Sie übernahmen die Grenzsicherung an
der innerdeutschen Demarkationslinie. Zunächst wurde die sogenannte
Grenzpolizei als Abteilung der Volkspolizei gebildet. 1976 wurde der Begriff
Grenztruppen eingeführt. 1961 wurden sie dem Ministerium für Nationale
Verteidigung (MfNV) unterstellt.
NVA: Abkürzung für Nationale Volksarmee. Die NVA wurde am 1.
März 1956 gegründet zur Verteidigung der DDR. Sie setzte sich aus den
Landstreitkräften, Luftstreitkräften und der Volkmarine zusammen. Im Jahr 1962
führte man die allgemeine Wehrpflicht ein.
Ständige Vertretung: Am 21.
Juni 1973 trat der Deutsch-Deutsche Grundlagenvertrag in Kraft. Im Artikel 8
wurde beschlossen, dass m Sitz der jeweiligen Regierung eine „ständige
Vertretung“ eingerichtet wird, anstelle einer Botschaft. Am 2. Mai 1974 nahmen
die Vertretungen in Bonn und Ostberlin ihre Arbeit auf.
Am 15. November 1963 wurde Wolf
Biermann in Hamburg geboren. 1953 siedelt er in die DDR über. 1960 begann er
Lieder und Gedichte zu schrieben und angergierte sich im Theater. Nachdem eine
Schallplatte Biermanns in Westdeutschland erschien, erhielt er Auftritts- und
Publikationsverbot. Am 16. November 1976 wurde der Liedermacher ausgebürgert.
Die DDR-Regierung warf ihm die Verbreitung feindlicher Propaganda bei einem
Konzertauftritt in Köln vor. Etwa 100 Künstler protestierten mit einem Brief
und aus der Bevölkerung wurde Kritik laut.
Repressalien: Dieses Wort
bedeutet Druckmittel. Repressalien waren zum Beispiel Ausbürgerung, Hauarrest,
Berufsverbot, Inhaftierung. Die Staatsführung verhängte diese Maßnahmen gegen
Kritiker des Regimes. Betroffene waren meist Wissenschaftler, Künstler und
Schriftsteller, aber auch kritische Bürger.