Separatismus
Rheinische Republik
Separatismus (aus dem lateinischen separatus für ‚getrennt‘, ‚abgesondert‘) bezeichnet Sezessionsbestrebungen einer Teilbevölkerung, indem eine politische Gruppierung die Loslösung einzelner Landesteile aus einem bestehenden Staat mit dem Ziel, einen neuen souveränen Staat zu bilden, anstrebt.
Im engeren Sinne steht der Separatismus für die ideologische Grundlage oder die politisch-soziale Aktion, die bei Erfolg zur Sezession führt. Separatismus kann, aber muss nicht identisch sein mit Regionalismus oder Nationalismus von Minderheiten.
Grundsätzlich haben Separatisten die grundlegende Absicht
einen neuen, unabhängigen, reformierten und eigenen Staat zu gründen. In
unserem Beispiel war das Ziel der Separatistenbewegung die absolute Loslösung
der Rheinlande von Preußen und die gleichzeitige Bildung einer rheinischen
Republik unter dem Protektorat[1]
Frankreichs.
Kurze Beschreibung der geographischen Lage.
Das gesamte Rheinland wurde nach dem ersten Weltkrieg in 4
verschieden Besatzungszonen eingeteilt (Frankreich, belgisches Königreich,
vereinigte Königreiche). Im Norden des Rheinlandes , auf der östlichen Seite
des Rheins ist auf der Karte zu erkennen, dass das Ruhrgebiet von Frankreich,
sowie von Belgien besetzt war. Außerdem fällt auf, dass das Gebiet rund um Köln
ausschließlich von den Briten besetzt war und der Süden den Rheinlandes von den
Franzosen.
Wie konnte es zum
Separatismus kommen?
Mit der
alliierten Besetzung der Rheinlande nach dem 1. Weltkrieg sprachen sich viele
verschiedene französische Politiker und Militärs aus dem Umfeld Raymond
Poincares für eine Trennung vom Land Preußen aus.
Vor dem
Hintergrund der Auseinandersetzungen des deutschen Reiches mit den Alliierten
wegen der, durch den Versailler Vertag vorgeschriebenen Reparationsleistungen,
dem Ruhreinmarsch der Franzosen und dem folgendem passiven Widerstand der
Bevölkerung sahen die Separatisten die Chance, eine Republik nach ihrer Vorstellung
zu errichten.
Es ist
somit zu erkennen, dass die Separatistenbewegung ihre Ziele verwirklichen
wollte, als sich das deutsche Reich nach dem verlorenem Krieg und den daraus
folgenden Reparationsleistungen, in einer dramatischen und unstrukturierten
politischen, sowie gesellschaftlichen Lage befand. Außerdem gingen die
führenden Köpfe der Separatistenbewegung durchaus davon aus, dass der
Nationalwille der deutschen Bevölkerung nach dem verlorenen Weltkrieg verletzt
war und sie somit leicht zu beeinflussen waren.
Höhepunkte des Separatismus
Nachdem bereits
1919 der erste Höhepunkt des Separatismus unter der Führung von Dr. Hans Adam
Dorten aufgrund von massiven Widerstand der Bevölkerung schnell wieder beendet
wurde, sahen sich die Separatisten im Jahre 1923 nochmals dazu veranlasst eine „Vereinigte
Rheinische Bewegung“ zu gründen. Dies sollte durch Versammlungen und
Kundgebungen in allen größeren rheinischen Städten vorbereitet werden. Sehr
überraschend kam es dann am 21.Oktober 1923 zum Putsch in Aachen, von wo aus
sich die separatistische Bewegung sehr schnell über das Mittelrheingebiet
ausdehnte und schließlich Anfang November 1923 auch die Pfalz erreichte.
In Aachen
beispielsweise wurde das Rathaus unter der Führung von Leo Deckers und Dr.
Guthardt besetzt, die daraufhin im dortigen Kaisersaal die „freie und unabhängige
Republik Rheinland“ ausriefen.
( Aachener Rathaus nach der Besetzung am 21. Oktober)
Auch in
Koblenz versuchten die Separatisten seit dem 21. Oktober die Macht zu
übernehmen. Am 22. Oktober kam es zu „Handgreiflichkeiten“ mit der Bevölkerung
und zu Konfrontationen mit Polizeieinheiten. In der Nacht zum 23 Oktober trafen
weiter Anhänger der Bewegung mit dem Zug ein, so dass am nächsten Tag unter dem
Schutz französischen Militärs die Besetzung des Koblenzer Schlosses möglich
wurde. Am 23. Oktober 1923 des Nachmittags um 16:35 Uhr wurde auf dem Koblenzer
Schloss eine Flagge gehisst, deren Farben bisher geweht hatten: Grün, Weiß, Rot.
Es war die Flagge eines neuen Staates: der Rheinischen Republik.
(Rheinische Republik)
Im gleichen
Zeitraum existierten in vielen rheinischen Städten Umsturzbestrebungen nach
ähnlichem Muster: Die lokalen Verwaltungsgebäude wurden besetzt, die bestehende
Verwaltung außer Kraft gesetzt und vertrieben. Die Flagge der Rheinischen
Republik wurde gehisst und die neue Verwaltung setzte die Bevölkerung mittels
öffentlicher Anschläge und Flugblätter über die neue Situation in Kenntnis.
Auch in
Duisburg übernahmen die Separatisten am 22. Oktober die Kontrolle.
Der Anfang
vom Ende der Separatisten Bewegung ereignete sich, als am 16. November die
separatistischen Vorgehensweise zur Eskalation führte. Es kam somit zur
Schlacht von Aegidienberg, bei der aufgrund von gewaltsamen Auseinandersetzungen
zwischen der Bevölkerung und Separatisten 2 Zivilisten und 14 Separatisten zu
Tode kamen.
Zerfall der Rheinischen Republik
Von Anfang
an war der Rückhalt und die Unterstützung, die die Separatistenbewegung
innerhalb der Bevölkerung und bei den, in der Verwaltung erfahrenen Fachleuten
erhielt, denkbar gering.
Aufgrund
des zunehmenden politischen Drucks und des wachsenden Misstrauens gegen die
Führer der Separatistenbewegung entzogen die Franzosen nach und nach ihre
Unterstützung. Die dadurch fehlende finanzielle Grundlage wurde durch die
Ausgabe von neu gedruckten Papiergeld und durch Diebstähle, Plünderung und
Requisitionen in Geschäften ersetzt, was nicht zur Verbesserung des Verhältnisses
zu der Bevölkerung beitrug. Als auch noch ernste Differenzen und Rivalitäten
zwischen Dr. Dorten und Matthes hinzukamen, war das Ende der Separatistenregierung
abzusehen. Das Kabinett spaltete sich in zwei Lager. Dorten versuchte von Bad
Ems aus die Fäden weiter in der Hand zu behalten, während Matthes am 27.
November zurücktrat. Damit war die Separatistenherrschaft faktisch zu Ende.
Fazit
Zusammenfassend kann man sagen, dass die
Separatistenbewegung im Rheinland nur kurze Zeit anhielt, aufgrund von mehreren
verschiedenen Faktoren. Zuerst lässt sich aufführen, dass die Separatistenbewegung
auf die Unterstützung der Französischen Besatzung angewiesen war. Durch die
Trennung von Deutschland fiel diese jedoch weg und der Bewegung fehlten die
nötigen Mittel, um die Regierung aufrecht zu erhalten. Des Weiteren gab es zu
viel Widerstand in der Bevölkerung, wodurch es den Separatisten nicht möglich
war eine stabile unabhängige Republik zu errichten. Hinzu kommt, dass die
Separatisten weder gemeinsame politische Interessen verfolgt haben, noch über
ein politisches Grundwissen verfügten.
[1] Protektorat (von lat. protegere, „schützen“) ist ein teilsouveränes staatliches Territorium, dessen auswärtige Vertretung und Landesverteidigung einem anderen Staat unterstehen.