Wie war
die Situation in Aachen am Ende des 2. Weltkriegs?
Von Yasmin Achammami und
Linda Hügel
In der westlichsten
Großstadt Deutschlands endete der Zweite Weltkrieg frühzeitig, die deutschen
Truppen kapitulierten in Aachen schon am 21.
Oktober 1944.
Für das amerikanische
Militärregime, das als Erste der Westmächte in die Stadt einfiel, hatte die
Eroberung Aachens eine große Bedeutung. Aachen war das erste Stück
Deutschlands, das die Amerikaner einnahmen und stand somit stellvertretend für
den Beginn des Kriegsendes. Zudem konnte das amerikanische Militärregime hier
wichtige Erfahrungen für die restliche Eroberung Deutschlands und die Zeit nach
der Kapitulation Hitlers sammeln.
Aufgrund dieser besonderen
Bedeutung Aachens, werden wir in den folgenden Texten zum einen das äußere Erscheinungsbild der Stadt darlegen und zum
anderen die allgemeine und politische Einstellung
der Aachener am Kriegsende erläutern.
Das
äußere Erscheinungsbild Aachens 1944
Im Zweiten Weltkrieg wurde Aachen durch
Luftangriffe zu mehr als 60 Prozent zerstört.
Von ehemals 14.000 Häusern der Stadt wurden 43 Prozent vollkommen zerstört und weitere 40
Prozent mehr oder weniger beschädigt. Von 68 Kirchen und Kapellen der Stadt
wurden 25 vernichtet, 43 waren schwer beschädigt. Von 11 Torbögen des äußeren
Mauergürtels existierten nur noch das Marschier- und Ponttor, welche jedoch stark beschädigt wurden. Die Stadt
Aachen erlebte insgesamt 74 Luftangriffe. In den Jahren 1941 bis 1944 erfolgten
5 folgenschwere Großangriffe in der Stadt.
Als die Schlacht beendet war, lebten noch 6.000 Aachener in
ihrer Stadt.
Bahnhof Rothe
Erde.
Die Brücke an der Trierer Straße in
Aachen Forst ist von den Deutschen gesprengt. Die Amerikaner bahnten sich
seitwärts durch den Bahnhof einen Weg
Richtung Aachen- Innenstadt.
Bahnhof Rothe
Erde. Blick auf Beverstraße/Turpinstraße über die Trierer Straße hinweg auf dem
Reichsweg.
Im Quellenhof an der Monheimsallee (hier der Haupteingang) war der
Hauptgefechtsstand des Kampfkommandanten von Aachen.
Die Seitenfront des Ouellenhofs
am 25. Oktober 1944.
Deutsche Gefangene wurden aus der Bendelstraße
Richtung Dom geführt.
Bereit zum Weg in die Gefangenschaft. Die
Hauptsammelstelle der Verteidiger von Aachen in der Rolandstraße (Blickrichtung
Monheimsalle).
Von amerikanischen Soldaten angeführt
auf dem Weg ins ,,Lager Brand“. Am 15. Oktober 1944,sechs Tage vor dem Fall
Aachens.
Über den Adalbertsteinweg die Trierer
Straße in Aachen- Forst hinauf.
Die Trierer Straße, im Hintergrund, die
Josefkirche und der Lousberg.
Die Lützowkaserne
in Aachen Forst, ,,Lager Brand“ genannt. Ende Oktober 1944 lebten hier 4500
Menschen.
Agnes Pohl, am Bein verwundet, vor
ihrer Wohnung an der Trierer Straße 71 in Aachen.
Der Holzgraben in Richtung Damengraben gesehen.
In Aachen liegen 2,5 Millionen Kubikmeter Schuft.
US-Soldaten an Gleis 3 in Aachens Hauptbahnhofs.
,,Emil Bauer, die Größte Schirmfabrik
der Welt“ . Die Jülicher Straße, in Richtung Hansemann-Platz gesehen. Im Gebäude der Schirmfabrik ist heute das ,,Ludwig-Forum“,
Museum für moderne Kunst.
Blick vom Granusturm
aus auf das Couven- Museum.
Das Stadttheater ohne Dach. Rechts quer
die Theaterstraße, unten das Regierungsgebäude. In dem die ,,Gestapo“
residierte, die geheime Staatspolizei.
Die Adalbertstraße, St. Adalbert und
ein amerikanischer Militärpolizist (mitte) in Aachen
am 24. Oktober 1944.
Von Yasmin Achammami
Die allgemeine und politische Einstellung der Aachener
Durch die Zerstörung der
Stadt hatte sich auch die Lage der Aachener Bevölkerung zunehmend
verschlechtert. Im Herbst 1944 konnte man eine deutliche Kriegsmüdigkeit
feststellen. Daher hofften sie auf ein
schnelles Kriegsende durch die alliierten Streitkräfte.
Aufgrund der herannahenden
Front und die Verunsicherung durch ein Gerücht über eine Wunderwaffe, brachten sich
einige Bürger auf eigene Faust in Sicherheit.
Nach dem Werk von Ralph J.
Jaud wurde
am 11. September 1944 der offizielle Evakuierungsbefehl verkündet. Panik machte
sich unter der Bevölkerung breit, da der geplante Abtransport der Aachener
chaotisch verlief. Die gesamte Aktion war ein heilloses Durcheinander, das
unter anderem dem lebensbedrohlichen Tieffliegerbeschuss zuzuschreiben war.
Die örtlichen
Parteifunktionäre verließen am 13. September 1944 fluchtartig das Stadtgebiet
und setzten sich selbst in Sicherheit wissend nach Köln ab. Dies hinterließ
einen sehr schlechten Eindruck bei der Bevölkerung. Durch diese
Herrschaftslosigkeit waren die Zurückgebliebenen nun völlig sich selbst
überlassen. Zudem erhielten sie keinerlei Kenntnisse über die militärische
Lage.
Von einem
zurückgebliebenen NS-Funktionär erfuhr Generalleutnant Graf von Schwerin von
dem Durcheinander und stoppte somit die Evakuierung unverzüglich. Daher wurde
er lange als „Retter von
Aachen“ gehandelt. Da jedoch unter seinem Befehl Plünderer abzuurteilen
zwei vierzehnjährige Jungen unschuldig
hingerichtet wurden, wurde dieser Titel später
revidiert.
Ein Teil der geflohenen
NS-Funktionäre kehrte daraufhin zurück, um die abgebrochene Evakuierung wieder aufzunehmen.
Jedoch hatten sie mit ihrer Flucht das Vertrauen der Bevölkerung verspielt.
Daher verweigerten einige Aachener den Räumungsbefehl der Parteidienststellen.
Etwa 6.000
Menschen schafften es sich in ihren Kellern versteckt zu halten.
Die gesamte Bevölkerung
bekam nun die terroristische Seite des Regimes zu spüren, denn die
Aachener litten unter der herablassenden
Behandlung der teils auswärtigen Räumungskommandos. Mit vorgehaltener Waffe
wurden räumungsunwillige Einwohner aus ihren Häusern geholt und gewaltsam
verschleppt.
Die
anhaltende Verweigerung einiger Aachener war zu diesem Zeitpunkt keine
Selbstverständlichkeit, da der deutsche Rundfunk auf die Bewohner einwirkte
und sonst kein Reichsgebiet von den Alliierten erobert worden war.
Zu diesen Verrätern, die
sie in den Augen des NS-Regime waren, zählte auch der Bischof von Aachen, Johannes
Joseph van der Velden, der die Bewohner
unterstützte und als leitende Kraft dieser Verweigerung gesehen wurde.
Neben der Angst
ihre Besitztümer den Plünderern zu überlassen, wurden die Verweigerer auch
von der Befreiung durch die Alliierten, der sie hoffnungsvoll entgegenblickten,
angetrieben. Jedoch gründete sich dieser Widerstand meist nicht auf eine
prinzipielle Ablehnung des politischen Systems, sondern war viel mehr eine
Reaktion auf die deutlich abzeichnende militärische Niederlage des NS-Regimes.
Viele Bürger entschieden also nach einer auf das eigene Leben gerichteten
Sicht, dass die Kriegsniederlage unvermeidbar bevorstand und wollten sich daher
nicht mit ins Verderben reißen lassen.
Nachdem etwa 64 778
Einwohner aus ihren Häusern herausgeholt worden waren, galt die Aktion am 26.
September 1944 schließlich für beendet.
Rückblickend lief die
gesamte Evakuierung unverantwortlich von Seiten des Regimes ab. Zehntausende
Bewohner wurden über teils offengelassenen Straßen aus dem Kampfgebiet
herausgeführt. Dabei wurden 78 Aachener getötet und 160 schwer verwundet. Die
gewaltsam verlaufenden Räumungskommandos hatten ebenfalls etliche Verluste.
Auch nach Abzug der
deutschen Truppen am 21. Oktober 1944 verbesserte sich die Lage der
ausharrenden Bevölkerung nicht, denn ohne ausreichende Versorgung hielten sie
sich bis zur Ankunft der amerikanischen Truppen in Luftschutzbunkern und
Bergwerkstollen versteckt.
Demnach war die
Entscheidung zwischen Dableiben und Weggehen eine Frage der besseren
Überlebensstrategie, denn beide Methoden bargen ihre Gefahren.
Am 22. November lag
endgültig das gesamte Gebiet unter amerikanischer Gewalt, jedoch herrschte der
Krieg weiter bis sich die Front Anfang 1945 in Richtung Osten verschob.
Von Linda Hügel
Fazit
Zusammengefasst war die
Stadt Aachen um 1944 aufgrund der zahlreichen Luftangriffe weitgehend zerstört.
Die Stadt war kaum wiederzuerkennen, da vieles in Trümmern lag. Sowohl bekannte
Sehenswürdigkeiten wie der Elisenbrunnen und das Stadttheater als auch die
Wohnungen beispielsweise auf der Trierer Straße zeigten
die enorme Zerstörungskraft der alliierten Streitkräfte.
Die Situation der Bürger
war aufgrund dieser Zerstörung durch Angst und Schrecken geprägt. Daher
verschanzten sich viele in ihren Wohnungen.
Letztendlich trugen diese
Ereignisse zahlreiche Opfer davon und prägen bis heute die Stadtgeschichte
Aachens.
Quellenverzeichnis:
http://www.aachen-stadtgeschichte.de/kriegsende-in-aachen/
http://www.aachen-stadtgeschichte.de/aachen-im-krieg-septemberoktober-1944/
http://www.wgdv.de/wege/bunkersaarstr.htm
http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/planen_bauen/denkmalpflege/hauptthema_denkmalpflege.html
http://www.aachener-geschichtsverein.de/Online-Beitraege/die-schlacht-um-aachen
http://www.google.de/imgres?imgurl=http://www.aachener-geschichtsverein.de/images/98.jpg&imgrefurl=http://www.aachener-geschichtsverein.de/Online-Beitraege/bilder-des-ii-weltkrieges-in-den-ardennen-und-im-rheinland&h=768&w=1024&sz=173&tbnid=177qPZW7mwUyPM:&tbnh=100&tbnw=133&zoom=1&usg=__5aQYO5j-xDC2vDdlhzS-TmoWDHc=&docid=NmCR1SxPAQeL_M&sa=X&ei=4cqmUq-TB4eCzAP0noLYDQ&ved=0CDcQ9QEwAg&dur=509
http://www.aachen-stadtgeschichte.de/aachen-im-krieg-septemberoktober-1944/
http://www.youtube.com/watch?v=FnJdnqSrsNs
Ralph J. Jaud, „Der Landkreis Aachen in der NS-Zeit“, Kapitel 10.7 „Das Kriegsende“ (S.727-734)
Abbildungsverzeichnis:
http://www.20min.ch/interaktiv/Deutschland/img/AachenerNachrichten588.jpg
http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.data.image.w/w440406c.jpg
http://www.youtube.com/watch?v=FnJdnqSrsNs