Der 9. November in der deutschen
Geschichte
Der 9. November kennzeichnet immer wieder
auftretende große historische Wendepunkte, welche bedeutsam für das Schicksal
Deutschlands und seiner Demokratie waren.
à
Zufall oder Absicht ?!
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1848 --------------------------------------------------
Scheitern der Märzrevolution
Hintergrund:
• aktuelle
Regierungsform : Monarchie
→ löste Bestreben nach demokratischen
Reformen aus
→ hinzu kam die fortschreitende
Industrialisierung, welche die sozialen Verhältnisse der Menschen stark
veränderte (viele Arbeiter fanden keine Beschäftigung mehr, weil sie von
Maschinen ersetzt wurden, und verfielen in soziale Not)
→ große Massenarbeitslosigkeit führte dazu,
dass sich arme Arbeiter und Bauern für soziale
Gerechtigkeit einsetzte
→ politische Spannungen in einigen deutschen
Staaten führten zu Revolutionen (auch in Österreich)
→ Könige versprachen daraufhin neue
Verfassungen (wie z.B. das Einführen der Presse- und
Versammlungsfreiheit, Wahlrecht)
►18.
Mai – erstmals deutsche Nationalversammlung aus Abgeordneten von allen
deutschen
Staaten: ein Gesetz über die Grundrechte des
Deutschen Volkes soll
verabschiedet werden. ( eine demokratische
Verfassung für ein neues geplantes
deutsches Reich)
→
erste demokratische Kräfte konnten sich nicht gegen die Fürsten behaupten
9.
November:
Robert Blum (Demokrat) wird hingerichtet als
Verräter
→ Anfang vom Ende der Märzrevolution
→ königliche Macht wurde wiederhergestellt
à Zufall:
historischer Wendepunkt weist keine Beziehungen zu einem vorherigen 9. November
auf
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1918 ---------------------------------------------------
Novemberrevolution
Hintergrund:
• Deutschland hatte den ersten
Weltkrieg verloren → Kaiserreich (Monarchie) brach zusammen
→ Verlangen nach Frieden und
sofortigem Waffenstillstand machte sich breit
→ es kommt zu einer
Revolutionsbewegung
→ Forderungen nach einer
demokratischen Verfassung
9. November:
Kaiser Wilhelm II. tritt zurück
→
aus Sorge vor einem radikalen politischen Umsturz
→ SPD- Vorsitzende Phillip
Scheidemann und Karl Liebknecht riefen die erste Republik Deutschlands aus –
die Weimarer Republik
→ es gab Wahlen zu einer verfassunggebenden
Nationalversammlung (Unruhen und Straßenkämpfe in Berlin forderten Wahlen an
einem anderen Standort - Weimar)
→ doch das Volk hatte keine
Erfahrungen mit dieser neuen Regierungsform: Demokratie
→ viele Parteien bekämpften die
Republik:
- Kommunisten à
wollten sozialistische Herrschaft des Volkes
- Nationalsozialisten à
wollten eine Diktatur mit „Führer“
- Andere à
wollten erneut eine Monarchie mit Kaiser
→ zudem blieb die Niederlage im
ersten Weltkrieg nicht ohne Folgen:
1. der Beschluss des Versailler Vertrag
(Friedensbestimmung)
Zwischen Deutschland und Frankreich forderte
hohe Reparationskosten à ein Resultat
war eine Hyperinflation
2. Deutschland wurde die alleinige
Schuld am Kriegsausbruch zugeschrieben
3. hohe Arbeitslosigkeit
4. Kriegsschäden in hohem Ausmaß
► die Weimarer Republik war gefährdet
und lieferte einen „Nährboden“ für den aufkommenden Nationalsozialismus, weil
die demokratische Regierungsform nicht entsprechend umgesetzt werden konnte und
der Wunsch, von seitens des Volkes nach einer neuen Regierungsform, welche
Lösungen für die herrschenden sozialen Probleme bat, Antidemokratischem
„erlaubte“ an die Macht zu kommen.
à Zufall:
die Abdankung des Kaisers Wilhelm II. weist keine Zusammenhänge mit der
Hinrichtung des Demokraten Robert Blums auf. Somit war das Datum ein Zufall.
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1923 ------------------------------------------------
Hitler-Ludendorff-Putsch
Hintergrund:
• instabile politische Lage (à
Inflation, Unruhen und französisch-belgische Besetzung der Ruhrgebietes)
→ Adolf Hitler plant als
Parteiführer der NSDAP die Regierung in Berlin abzusetzen und
selbst die Macht als Diktator zu ergreifen
→ nutzt die instabile Lage um in
München einen gewaltsamen Putsch zu planen
→ versucht am Abend des 8.
Novembers das Signal zum Kampf gegen die Juden zu geben und ruft die „Nationale
Revolution“ aus (à erklärt
bayerische und Reichsregierung für abgesetzt), weil er erkennt, dass er ins
politische Abseits gestellt werden soll
9.
November:
Hitler marschiert zusammen mit dem
General Ludendorff (aus dem 1. Weltkrieg) mit mehreren Tausend schwer
bewaffneten Teilnehmern zur Feldherrnhalle in München
→ bayerische
Polizei stoppt den Marsch
→ vier Polizisten und 16
Demonstranten kommen ums Leben
→Hitler-Anhänger ließen anschließend auf Flugblättern keinen
Zweifel daran, wer die Schuld am Scheitern des Umsturzversuchs trug: der
bayerische Generalstaatskommissar Kahr, der ebenso wie Otto von Lossow dem
"völkischen Befreier" Hitler die Gefolgschaft verwehrt hatte.
→ NSDAP wird nach dem missglückten Putschversuch verboten
→ Hitler wird zu fünf Jahren Haft
verurteilt (àwird
jedoch schon bald wieder auf Bewährung freigelassen)
►
nach der Machtübernahme 1933 werden jährlich wiederkehrende Totenfeiern für die
Erschossenen und Aufmärschen der am Putsch beteiligten „Blutordensträgern“
gehalten. Der Putsch galt als eine heldenhafte Niederlage unter den
Nationalsozialisten.
à Absicht: Hitler
stellte die Vertreter der SPD (die Gründer der Weimarer Republik) als
„Novemberverbrecher“ dar und beschuldigte sie, für die Niederlage im 1.
Weltkrieg verantwortlich zu sein. Sie hätten mit aller Gewalt die Festigung
ihrer Macht gewollt und seien deshalb den deutschen Soldaten in den Rücken
gefallen. Er wählte also bewusst den 9. November für den Versuch, die gesamte
Macht an sich zu reißen, aus, um auch symbolisch die Weimarer Republik an dem
gleichen Tag, dem 9. November, an dem sie ausgerufen worden war, zu beenden.
Die Weimarer Republik war aus Hitlers Sicht das Schlimmste was hätte passieren
können, da für ihn nur eine Diktatur in Frage kam.
------------------------------------------------------ 1938 ---------------------------------------------------
Novemberpogrom
Hintergrund:
• Seit der Machtübernahme Hitlers 1933 waren
Juden zunehmend den Diskriminierungen durch das NS-Regime ausgeliefert.
→ dieser Antisemitismus und die
Judenfeindschaft äußerten sich im Boykott und in der Verdrängung des jüdischen
Volkes aus allen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen.
→ das NS-Regime wollte nicht,
dass die Juden im Reichsgebiet blieben und schoben deshalb am 28. Oktober 1938
mehr als 1500 Juden bei einer „Nacht- und Nebelaktion“ in das deutsch-polnische
Grenzgebiet ab
→ unter den Deportierten befand
sich auch die Familie Grünspan, deren Sohn den Legationssekretär erschoss (mit
5 Schüssen), nachdem er in die Deutsche Botschaft gegangen war und den
Botschafter zu sprechen verlangt hatte
→ unter den Nationalsozialisten
galt diese Tat als ein Anschlag des „internationalen Judentums“ auf das
Deutsche Reich
9.
November:
Die Rede Goebbels (Reichspropagandaminister)
in einem Münchener Bierkeller zum Gedenken an den Hitler-Putsch von 1923 war
das Signal zum „Losschlagen“.
→ in der Nacht wurden im gesamten
Deutschen Reich fast alle Synagogen in Brand gesteckt und ausgeraubt, etwa 8000
jüdische Geschäfte vollständig demoliert und ausgeplündert
► Antisemitismus
und Rassismus bis hin zum Mord waren staatsoffiziell geworden. Juden durften
keinen Handel, kein Handwerk und kein Gewerbe mehr betreiben,
Diskriminierungen, Verbote und Auflagen wurden immer mehr und umfassten das
gesamte alltägliche Leben.
à Absicht: Dieser
9. November weißt einen klaren Bezug zum vorherigen auf. Hitler wollte mit
diesem Pogrom das vollenden, was ihm am 9. November 1923 nicht gelungen war –
die absolute Machtdemonstration.
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1989 --------------------------------------------------
Fall der Berliner Mauer
Hintergründe:
• nach dem verlorenen zweiten Weltkrieg
wurde Deutschland und Österreich
in je vier Besatzungszonen aufgeteilt und von den Siegermächten Sowjetunion, USA,
Großbritannien
und Frankreich besetzt.
→ USA und Sowjetunion verbündeten
sich im Kampf gegen den Nationalsozialismus zu einer Koalition
→ 1949 wurde die Zusammenarbeit
beendet und die nicht zu vereinbaren politischen Interessen führten dazu, dass
Deutschland in zwei Zonen geteilt wurde: die DDR und die BRD
→ In der BRD gab es freie Wahlen,
Parteien und demokratische Grundregeln
→ In der DDR wurde reine
Planwirtschaft betrieben (gesamter Wirtschaftsverkehr war unter zentraler
Kontrolle)
→ die schlechten
Lebensbedingungen innerhalb der DDR lösten große Unzufriedenheit im Volk aus
9.
November:
Günter Schabowski
(DDR-Politbüro-Mitglied) verkündet auf die Frage eines Reporters den Fall der
Mauer und somit die Auflösung der DDR
→ Tausende Menschen reisen noch
an diesem Abend aus
→ gegen 23:30 konnten die
Kontrolleure am Grenzübergang „Bornholmerstraße“ dem Andrang der Menschen nicht
mehr standhalten
→ bis Mitternacht sind alle
Grenzübergänge offen
à Zufall: Die
deutsche Wiedervereinigung weist keine Zusammenhänge zu den vorherigen
Geschehnissen des 9. November auf. Dieser Tag wird auch noch heute nicht als
Feiertag anerkannt, da dieser zugleich an die schlimmen Ereignisse des
Nationalsozialismus erinnern würde. Daher wird der „Tag der Deutschen Einheit“
am 3.10 gefeiert.